Eine Flussfahrt auf der Swapa im Gebiet Kursk (Russland)

 

Reisetagebuch einer Paddeltour mit unseren russischen Freunden aus Kursk

 

Dienstag 1.8.

Start zum Paddeln um 6.30 Uhr. Es gibt Frühstück bei Jura und Lena. Ihr Sohn Aljoscha wird mitfahren.

Bei Dimitrowic erreichen wir nach fast 3 Stunden Fahrt den Fluss Swapa. Aufbauen der Boote und Verstauen der vielen Sachen und der Lebensmittel. Wir haben 6 Boote, ein Schlauchboot und sind 13 Personen.

Die Swapa ist ein wunderschöner Naturfluss. Sergej, der Taucher und Fischjäger, versucht schon unterwegs einen Fisch zu fangen. Nachmittags machen wir Besuch in einem Dorf bei Freunden des Tauchers. Bewirtung mit Schnaps, Speck, Tee, Brot und Honig. Die Leute haben ein uraltes Bauernhaus gekauft und verbringen hier die Sommerferien. Lageraufbau 500 m vom Dorf an einem schönen Badeplatz, langes Abendessen, angenehme Nacht.

 

Mittwoch 2.8.

Es ist schönes Wetter. Schwimmen im Fluss. Auf der hügeligen Wiese hinter uns viele Störche. Im Fluss graugrüne Frösche und eine Wasserschlange. Die beiden Sergej fangen Fische, einige suchen Pilze. Unsere Russen wollen gar nicht aufbrechen. Gegen 12 Uhr beginnt Jura mit dem Packen, aber alle sind noch unterwegs. Spät fahren wir los.

Spät abends schlagen wir das Lager auf. Die Jäger haben mehrere Fische, darunter einen Wels von einem Meter Länge! Es gibt ein üppiges Abendessen mit viel Fisch, Kartoffeln und Salat. Lagerfeuer noch bis Mitternacht. Ein Boot wurde leck und musste repariert werden.

Wir sahen unwahrscheinlich viele kreisende Störche am Himmel. Die kleinen Dörfer hinter den Ufern erkennt man an den Gänseherden auf dem Wasser, manchmal gibt es auch ein paar Rinder am Ufer zu sehen.

 

Donnerstag 3.8.

Früh aufstehen, baden, frühstücken. Die beiden Jäger haben bisher das Schlauchboot geschleppt. Wir übernehmen das heute abwechselnd, während sie Fische mit der Harpune jagen. Es wird sehr heiß. Wir passieren das Dorf, das eigentlich Treffpunkt mit dem Auto sein sollte und fahren weiter. Schließlich bauen wir das Lager auf einem uralten Dorfanger mit wunderbarem Badestrand.

Es gibt wieder ein üppiges Fischessen. Die Jäger haben wieder einen großen Wels gefangen und mehrere kleinere Fische, jeder wohl ein Kilogramm schwer. Es wird telefoniert, das Auto kann umdirigiert werden. Wir werden, da wir zu früh am Treffpunkt sind, einen Ruhetag einlegen.

 

Freitag 4.8.

Sehr schönes Wetter. Schwimmen im Fluss, dann ein üppiges Frühstück mit Milch aus dem Dorf, Müsli und Fischsuppe. Heute ist Ruhetag. Gegen 11 Uhr treffen Lena, ihr Bruder aus Weißrussland und Sonja ein. Sie bringen Bier, Mineralwasser, Trinkwasser und Schaschlik. Die Jäger reparieren ihre Harpune. Um 3 Uhr haben sie schon wieder 5 große Fische gefangen. Das Kochen des Abendessens beginnt mit großen Bergen von Gemüse, Schaschlik und so weiter.

Das Dorf liegt lang gestreckt und malerisch etwas erhöht über dem Fluss. Es könnte vor hundert Jahren genau so ausgesehen haben. In der Mitte des Dorfes ein Tiefbrunnen mit Eimer und Kette. Etwa jedes zweite Haus ist unbewohnt. Es wohnen dort nur noch alte Leute. Jetzt, in den Sommerferien, sind auch Kinder und Jugendliche da, zu Besuch und zum Baden gekommen. Zwischen Dorf und Fluss liegt der große Dorfanger als Weide für Hühner, Gänse und Truthähne. Lange sitzen wir abends am Feuer mit unseren Besuchern und trinken den Obstschnaps, den die Jäger in einem Dorf gekauft haben von einer alten Frau, die ihn selber brennt. In der Nacht gibt es Regen.

 

Samstag 5.8.

Um 9 Uhr aufstehen, schwimmen, das Wasser und die Luft sind warm. Um 11 Uhr gibt es ein üppiges Frühstück: Milch, Omelett, Nudeln mit Fleisch und Müsli. Eine alte freundliche Oma hat am Abend Marmelade gebracht. Auch Gemüse und Kräuter bekommen wir geschenkt. Es sind ganz freundliche und liebe Leute. Langsam klart es auf zu einem Sonnentag. Packen und Start gegen 13 Uhr. Wir fahren 5 Stunden durch eine herrliche, parkartige Landschaft. Schöne Strände und Ufer überall. Ausgiebige Pause mit Schwimmen und Schlafen. Unterwegs treffen wir die vorausgefahrenen Jäger. Sie haben bereits wieder Fische gefangen.

Ein wunderschöner Lagerplatz findet sich zwischen zwei Dörfern. Wir zelten am flachen Gleitufer auf einer Wiese mit ganz kurzem Gras und mit alten Apfelbäumen. Sofort wird Kompott gekocht, Gemüse geschnitten und Fisch geräuchert. Gegenüber an dem steilen Prallufer nisten hunderte von Uferschwalben und es fischt der Eisvogel. Am Ufer nach Westen fährt ein Panjewagen mit jungen Leuten. Ein schöner Abend.

 

Sonntag 6.8.

Ein wolkenloser Himmel bereits um 7 Uhr in der Frühe. Die Uferschwalben wecken uns. Am gegenüberliegenden Ufer fischt wieder der Eisvogel. Über dem Steilufer liegt eine unbeweidete üppige Blumenwiese mit einem Storch darin. Jura und Sergej der Fischer sitzen bereits am Feuer. Es gibt zur Begrüßung einen Löffel kalte Fischsuppe, einen Wodka, einen gekochten Fischkopf aus der Hand zu essen und ein Brot mit Tomatensauce, dazu kalten, gekochten Hecht. Danach wird Frühstück zubereitet: Buchweizen mit Fleisch, Tee und Brot, dazu Kompott aus Wildäpfeln.

Eine traumhafte Landschaft liegt östlich im Morgenlicht. Weite, sandige und kurzgrasige Weidewiesen, wellenförmig strukturiert. Man erkennt die Formung durch das Hochwasser. Im Hintergrund liegen die Altarme des Flusses mit uralten Bäumen gesäumt und ganz in der Ferne ein Hügel mit Kiefernwald. Hinter dem Westufer hohe begraste Hügel, dahinter ein Dorf. Es ist absolut stille, nur die Grillen und Uferschwalben sind zu hören. Und - keine Mücken! Auch am Abend waren sie harmlos. Wahrscheinlich wegen des angenehm kühlen, von Norden kommenden leichten Windes.

Baden im Fluss vor dem Frühstück. Unsere Russen genießen das Freiluftleben, sie sind fröhlich und begeistert. Abfahrt gegen 13 Uhr. Wir fahren cirka 6 Stunden mit einer Pause in einem Dorf mit Brückenruine. Jura kauft Milch, Bier, Mineralwasser und Brot ein. Weiterfahrt durch ein Moorgebiet, eine wunderschöne Landschaft voller Schilf und Wasservögel. Später geht es durch dichten Laubwald aus Birken, Erlen, Eschen, Haselnuss und Linden. Dann kommen wieder Dörfer mit moorigen Ufern. Schlechte Zeltplätze. Schließlich, nach einigem Suchen, finden wir doch noch einen schönen Platz an einem hohen Sandstrand.

Während wir kochen, trifft eine russische Paddlergruppe ein, Drei Familien aus Kursk auf Urlaub. Sie bauen ihr Lager auf, kommen rüber und essen mit uns, bringen Wein mit und singen zur Gitarre. Gegen Mitternacht gehen wir schlafen, in ihrem Lager singen sie noch bis 3 Uhr in der Frühe.

 

Montag 7.8.

Nachts war es kühl mit dichtem Nebel. Bei Sonnenaufgang um 6 Uhr wird es sofort wieder warm, Erst schwimmen, dann Tee, später Frühstück. Aufbruch gegen 13 Uhr. Der Fluss verläuft in sehr engen Windungen, erst noch mit Steilufern und Wiesen im Hintergrund, später fahren wir durch dichten Laubwald. Im Fluss liegen zahlreiche große Bäume, die kunstvoll umfahren werden müssen. In Kamarowa, dem Dorf der Mücken, holen wir Wasser aus der Dorfpumpe und sammeln Äpfel auf. Unterwegs treffen wir einige Male die russischen Paddler und unsere Jäger, die schon wieder mehrere Fische harpuniert haben. Der Wald wird urwaldartig. Die Ufer sind sumpfig und im Hintergrund gibt es wohl auch Moore, denn in einem Dorf liegt Torf vor einem Haus.

Gegen 19 Uhr finden wir einen schönen Zeltplatz am linken Ufer auf einer Weidefläche. Am anderen Ufer ist dichter Wald. Jura legt seine Netze aus, Sergej der Lange fischt schon wieder mit der Harpune. Ausgiebiges Schwimmen, dann geht die Arbeit los: Holz suchen, Gemüse schneiden, Fische ausnehmen und Kochen. Zwischendurch gibt es Wodka und Knäckebrot mit Ketchup. Um 20.30 Uhr brutzelt der Fisch in der großen Pfanne. Ein wolkenloser schöner Abend.

 

Dienstag 8.8.

Nachts gibt es ein starkes Gewitter mit taghellen Blitzen und heftigem Donner. Hektisch wird das Hauszelt aus einer Mulde auf einen Hügel gebracht und alles gesichert. Außer einigen heftigen Windstössen und etwas Regen bekommen wir aber von dem Unwetter nichts ab.Es gibt viele Mücken. Morgens holt Jura seine Netze ein, einige mittelgroße und kleine Fische sind drin. Gegen 9 Uhr aufstehen, Tee kochen, es gibt Grütze mit Kartoffelsalat und Rote Beete, außerdem Müsli, Kaffee, kalte Fischsuppe mit ganzen Fischköpfen. Das Wetter klart bald auf. Start zur letzten Etappe gegen 13 Uhr. Wir haben ca. 3-4 Stunden zu fahren bis zum Endziel, einer alten Brücke über den Sejm.

Wir sehen mehrmals Eisvögel, sonst aber wenig Tiere. Vor den Dörfern aber immer wieder große Gänseherden, einmal auch eine Rinderherde. Nach 3 Stunden erreichen wir die Mündung in den Sejm, wir fahren jetzt den großen Fluss aufwärts und erreichen nach 2 km die alte, immer wieder abenteuerlich reparierte Brücke an einem kleinen Dorf. Wir landen, tragen alles auf das Steilufer. Boote entladen und waschen, Holz holen. Dann kocht Jura das letzte Mahl. Es gibt Nudeln mit diversen Beilagen. Gegen 18 Uhr trifft unser Bus ein, der Busfahrer hat noch Freunde mitgebracht. Eine alte Frau kommt aus dem Dorf und erzählt uns vom Krieg. Die deutschen Soldaten sind damals auch in dieses kleine Dorf gekommen.

Spät abends zieht ein Gewitter herauf. Es regnet die ganze Nacht. Abreise am anderen Morgen bei strömendem Regen mit dem Bus nach Kursk. Bei Lena gibt es ein üppiges Abendessen. Wir schlafen die letzte Nacht in der schönen Datscha der Familie.

 

Unsere Mannschaft:

Jura, der Meisterkoch aus Kursk

Aljoscha, sein Sohn, 12 Jahre alt

Lena, seine Frau, besuchte uns am 4.Tag mit dem Auto

Sergej und Natascha aus Kursk

Dascha aus Kursk

Sergej der Lange, Taucher und Fischjäger

Sergej der Kleine, Taucher und Fischjäger

Díeter und Rita aus Witten

Kerstin aus Witten

Christa und Detlef aus Witten

Peter aus Witten

 

 

Alle Reiseberichte:

 

Das Fest "Kursker Nachtigall"

 

Gedenkstätten in Kursk

 

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Eine Flussfahrt auf der Swapa im Gebiet Kursk

 

 

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