20 Jahre Freundeskreis Witten-Kursk - Festreden deutsch

 

 

20 Jahre Freundeskreis Witten-Kursk, Rede zum 16. November 2007 "So waren die Anfänge"

 

Am 17. Oktober 1987 wurde der Freundeskreis Witten-Kurskgegründet, als Ergebnis der jahrelangen Arbeit einer erfolgreichen Bürgerinitiative. Ich möchte von dieser Gründung und den darauf folgenden 16 Jahren erzählen.

Es begann mit der Unterschriftensammlung zweier Wittener Friedensgruppen, und zwar die der Evangelischen Gemeinde in Witten-Heven und die Deutsche Friedensgesellschaft – Vereinigte  Kriegsdienstgegner/innen Witten. Es ging um Unterschriften für einen Bürgerantrag gegen die Renovierung von Bunkern in Witten und für eine Partnerschaft mit einer sowjetischen Stadt. Die Bunkerrenovierung wurde alskriegsverharmlosend angesehen. Als eine Maßnahme mit wirklich friedensstiftender Wirkung dagegen wurde die Freundschaft mit einer sowjetischen Stadt gehalten. Der Bürgerantrag wurde im Dezember 1986 vom Wittener Stadtrat abgelehnt, 10 Monate später entstand der Freundeskreis als eingetragener Verein, fest entschlossen, das Ziel eine solche Partnerschaft zu erreichen. Gern übernahm ich damals die Arbeit als Vorsitzende.

Zunächst versuchten wir, Kontakt mit Kursker Bürgern herzustellen. Die Wahl der Stadt Kursk erfolgte wegen der ähnlichen Struktur der beiden Kommunen. Mit dem „Klub Globus“, eine Gruppierung in der Bibliothek Kursk, gelang die Kontaktaufnahme. Die Leiterin war Ljuba Chomjakowa, der Brief-Verfasser Sergej Glotow. Einige Briefe gingen hin und her. Dann kam die Einladung. Im Oktober 1987 fuhren 22 Wittener Bürger nach Kursk.

Diese Reise war ein Schlüsselerlebnis. Die Warmherzigkeit der Menschen, die interessanten persönlichen und politischen Gespräche mit verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen, ließen sofort einen herzlichen Kontakt entstehen. Beim Abschied flossen Tränen, und es war klar: Wir wollen eine Partnerschaft mit diesen Menschen, mit dieser Stadt!

Klar war aber auch, dass diese Partnerschaft nicht nur auf privater Basis existieren sollte. Deshalb reisten Ende August 1989 drei Vertreter von Wittener Friedensgruppen auf Einladung des Kursker Friedenskomitees erneut nach Kursk. Der Antikriegstag am 1. September, traditionell auch der erste Schultag nach den großen Ferien in Russland, wurde gemeinsam begangen.

Wichtig ist, dass das alles noch vor der Wende geschah. Unser Anliegen war, Menschen aus verschiedenen politischen Systemen in Kontakt zu bringen, zu erfahren, welche Schwierigkeiten sie hatten, welche Stärken und welche Probleme.

Die drei Wittener, Marianne Pauls, Detlef Thierig und Joachim Schramm, waren Gast in drei Schulen und konnten in der traditionellen Friedensstunde am 1. September zu Lehrern und Kindern sprechen.

Für eine zukünftige Partnerschaft waren die nun folgenden Gespräche mit Vertretern verschiedener Gremien außerordentlich wichtig. Da inzwischen eine  Partnerschaft zwischen Speyer und Kursk installiert worden war, hatten sich neue Schwierigkeiten ergeben. (Kursk durfte nur eine Städtepartnerschaft mit einer westlichen Stadt haben.) Einer der Kursker Vertreter schlug dann eine Partnerschaft zwischen Witten und dem damaligen Kursker Stadtteil Industrie vor. Der Stadtteil, mit Betrieben, großen Wohngebieten und Grünflächen, mit 180 000 Einwohnern fast doppelt so große wie Witten, kam dafür durchaus in Frage.

Bei einem Gespräch mit dem Bürgermeister dieses Stadtteils entstand das wichtigste Ergebnis dieses Besuches: eine gemeinsame Absichtserklärung für die Partnerschaft. Dieses Schriftstück half in Witten bei Gesprächen mit den Stadtspitzen weiter. Ganz besondere Unterstützung fanden wir bei Klaus Lohmann, der kurz darauf Bürgermeister wurde. Er hat uns von da an bereitwillig unterstützt. Witten hatte ja bereits einige auch sehr wichtige Partnerschaften, allen voran die mit Lev Hasharon in Israel. Dass aber eine Partnerschaft mit einer Stadt des Landes, dem die Deutsche Wehrmacht besonders viel Leid zugefügt hatte, von besonders großer politischer Bedeutung war, war Klaus Lohmann bewusst. Das zeigte sich auch in der großen Beachtung, die bei ihm die zahlreichen Delegationen aus Kursk fanden, die auf Einladung des Freundeskreises nach Witten kamen.

Endlich kam es zu direkten Verhandlungen zwischen den Bürgermeistern von Witten und dem Kursker Stadtteil Industrie.

 

Der Partnerschaftsvertrag

Es verging noch ein Jahr, bis es zur offiziellen Partnerschaft kam. In diesem einen Jahr bemühten sich einige engagierte Menschen in Witten und Kursk mit unendlicher Energie und Geduld, die Kommunikation zwischen den Bürgermeistern aufrecht zu erhalten. Das war damals noch sehr schwierig und langwierig. Eine ganz wichtige und dankenswerte Rolle spielten dabei die Dolmetscherinnen, in Witten Frau Tschauderna, in Kursk Frau Filippowa.

Aber auch viele andere müssen erwähnt werden: So Galina Baibakowa, Valentina Werschewikina  und Alexander Sudow, alle drei vom Friedenskomitee Kursk, die sich  sehr für unsere Städtepartnerschaft einsetzten. Leider sind Galina und Valentina inzwischen verstorben.

Endlich, im August 1990 war es soweit. .Eine Offizielle Delegation mit Bürgermeister Klaus Lohmann und anderen fuhr nach Kursk,  um den Partnerschaftsvertrag abzuschließen. Auch der Vorstand des Freundeskreises Witten-Kursk, der 2. Vorsitzende Hans Heinrich Bukow, der Kassierer Werner Saßerath und ich konnten uns, wie immer auf eigene Kosten, anschließen.

In Kursk wurde der Partnerschaftsvertrag unterschrieben und Im März 1991 noch einmal durch eine Delegation der Stadt Kursk bei uns in Witten.

Bis dahin war der Name unseres Vereins: Freundeskreis Witten-Kursk zur Gründung einer Städtepartnerschaft“. Von nun an hieß der Verein einfach: Freundeskreis Witten-Kursk. Auch in Kursk bildete sich später ein Verein mit dem Namen Freundeskreis Kursk-Witten unter der Leitung von Vera Filippowa, der zum Haupt-Ansprechpartner für unsere Arbeit wurde.

Unser Freundeskreis begriff seine Arbeit als konkreten Beitrag zu Frieden und Völkerverständigung. Das wurde auch in der Satzung verankert. Seine Arbeit trug durch Begegnung und Gespräch dazu bei, Feindbilder und Vorurteile wirkungsvoll abzubauen. Darüber hinaus entstanden viele freundschaftliche Verbindungen.

 

Humanitäre Hilfe für Kursk

Wie kaum eine andere geriet die Partnerschaft Kursk-Witten in das Bewusstsein der Wittener und Kursker Bürger, als die akute Notlage nach den politischen Umbrüchen in der Sowjetunion eine breite Solidarität auslöste. Nach Aufrufen der Wittener Stadtspitzen zu Weihnachten 1990 spendeten die Bürger und Geschäftsleute Wittens, die Stadt selbst und die umliegenden Städte innerhalb von 2 Jahren annähernd 2 Mio. DM Bargeld, riesige Mengen Kleidung, Lebensmittel, Medikamente und sonstige Hilfsgüter. Das Wittener Deutsche Rote Kreuz transportierte mit Hilfe eines Wittener Speditionsunternehmens in 9 Konvois insgesamt 27 schwere LKW-Ladungen mit Hilfsgütern nach Kursk und verteilte sie zum Teil auch. Der Freundeskreis hat sich mit Geld- und Sachspenden, durch intensive Werbung sowie durch tätige Hilfe an der Aktion beteiligt.

In dieser Zeit größter materieller Not in Russland waren solche Hilfsleistungen wichtig, auch wenn sie nur einen Tropfen auf den heißen Stein bildeten. Weit über 100 paar Kinderschuhe schickten wir an ein Kinderheim in Obojan, weil uns der Partnerschaftsverein auf dessen Notsituation aufmerksam gemacht hatte. Er reparierte dort auch Fenster und schickte eine Waschmaschine. Nach und nach entstand aber eine andere Art von Hilfsleistungen: Hilfe zur Selbsthilfe. Es ist nicht möglich, in der Kürze der Zeit alle Projekte aufzuzählen, die der Freundeskreis, aber auch einzelne Mitglieder, ins Leben riefen.

Als Beispiel möchte ich ein Projekt nennen, dass sehr erfolgreich war und auf das wir sehr stolz sind. Aus der materiellen Hilfe für einige Altenheime in Kursk entwickelte sich der Wunsch, dauerhaft etwas für Altenheime zu tun. Das Berufsbild Altenpfleger/in gab es nicht. Diese Aufgaben wurden von Krankenschwestern ohne spezielle Ausbildung und Hilfskräften wahrgenommen.

Mit Hilfe von Vera Filippowa fanden wir kompetente Partner, die wir einluden, um an mehr als 10 Beispielen die Altenpflege, aber auch die Pflege von Behinderten kennen zu lernen. Zurück in Kursk setzten sie das Erfahrene um. Tatjana vom Altenheim "Sovjeta Veteranow" absolvierte eine Weiterbildung in Moskau und richtete mit fachlicher und finanzieller Unterstützung aus Witten eine Ausbildung für angehende Altenpflegerinnen in Kursk ein.

Lassen Sie mich noch ganz kurz einige Projekte aus unserer, also meines Mannes und meiner 16-jährigen aktiven Zeit im Freundeskreis aufzählen. Detlef Thierig hat meine Arbeit im Freundeskreis immer tatkräftig unterstützt. Er schrieb unzählige Texte, brachte gute Ideen ein und half auch bei der alltäglichen Arbeit für den Verein. Auch viele andere Mitglieder haben Projekte initiiert und wir haben sie gemeinsam umgesetzt. In diesem Zusammenhang möchte ich meine Nachfolger als Vorsitzende dankbar erwähnen. Das sind der zeitlichen Reihenfolge nach Udo Feja, Hans Bukow und gegenwärtig Heike Odparlik.

Jetzt aber zurück zu unseren Projekten.

Wir haben Geld für neuwertige Dialyseapparate gesammelt, welche die Lebenserwartung vieler nierenkranker Kursker vergrößerten. Herr Dr. Tamm aus Witten übernahm die Beschaffung der Geräte und die Ausbildung von Fachpersonal. Berufliche Weiterbildung von jungen Metallarbeitern, von Dolmetschern, Germanistinnen, Lehrerinnen, Krankenschwestern,  Ärzten wurde ermöglicht. Für das Gebietskinderkrankenhaus leisteten wir Hilfe beim Bau einer Wasserleitung und bei der Sanierung der Sanitärzellen.

Zwei sehr wichtige Tätigkeitsfelder habe ich noch nicht erwähnt. Das ist zum einen der Kulturaustausch und zum zweiten die Reisetätigkeit. Das 1965 gegründete und häufig ausgezeichnete Theater „Rowesnik“ mit seinem Leiter Igor Seliwanow und seiner Frau Tatjana war hier und hat uns mehrmals mit seinem hervorragenden Spiel erfreut. Auch das Puschkin-Theater, das schon 1792 gegründet wurde und dessen sehr schönes 1983 erbautes Haus zu den markantesten Gebäuden der Leninstraße gehört, hat im Wittener Saalbau gespielt. Im Gegenzug besuchte das Wittener Ruhrtheater die Partnerstadt und trat dort auf. Es entstanden Freundschaften, die immer wieder zu rauschenden Festen in Kursk Anlass geben. Mit viel Mühe und Engagement gelang es auch, Wittener Künstler in Kursk auszustellen und danach auch Bilder der Kursker Maler hier zu zeigen. Nicht zuletzt war es immer eine große Freude, den Chor Capella Kursk mit seinem Dirigenten Jewgenij Legostajew zu Gast zu haben. Bis zu 6 Konzerttermine bei jedem Aufenthalt organisierte unsere Mitglieder Frank Streckert und Peter Falk. Alle habe ich besucht und es wurde nie langweilig, denn der Chor begeisterte uns durch seine Klangfülle, Präzision und Ausdrucksstärke.

Ein sehr wichtiger Teil unserer Tätigkeit waren und sind diegegenseitigen Bürgerreisen. Aller zwei Jahre fuhren und fahren wir nach Kursk und in den dazwischen liegenden Jahren empfangen wir eine Kursker Reisegruppe. Das führte zu zahlreichen Freundschaften und brieflichen Kontakten.

Sehr gern erinnere ich mich an die Zeit im Freundeskreis Witten-Kursk. Ich bin dankbar für alle Unterstützung, aber auch für manche Diskussion, die zu neuen Einsichten führte. Was bleibt, ist das Bewusstsein, einen kleinen Schritt zur Verständigung und Annäherung unserer beiden Städte beigetragen zu haben. Und das ist keine Selbstverständlichkeit, wenn man die Geschichte unserer beiden Völker sieht.

Christa Thierig

 

 

"So planen wir die weitere Partnerschaftsarbeit"

 

Als ich vor rund 10 Jahren das erste Mal die Stadt Kursk besuchte und zwar im Rahmen des bis heute andauernden Studentenaustauschs zwischen der Bochumer und Kursker Universität, war ich von Russland und der Stadt Kursk sehr beeindruckt.

Nicht nur die Herzlichkeit der Menschen, sondern auch die Weiten der wunderschönen Landschaften berührten mich sehr. Zugleich war ich aber auch zutiefst betroffen von den alltäglichen Problemen, mit denen viele Menschen dort zu leben hatten. So auch meine damalige Gastgeberin und jetzige Freundin Tanja, die als Studentin ihre Literaturquellen per Hand abschrieb und nicht kopierte, weil ihr das nötige Geld dazu fehlte. Die damalige infrastrukturelle Situation wirkte auf uns junge, deutsche Studenten befremdlich. Seinerzeit musste man die Telefonate aus Kursk nach Deutschland anmelden, leere Regale in den Geschäften waren keine Seltenheit. Die allgemeine Versorgungssituation war schlecht. So warnte mich meine Freundin Tanja nicht auf die Gullideckel zu treten, denn diese könnten einbrechen. Ob das allerdings nur ein Scherz von ihr war oder ein gut gemeinter Rat, weiß ich bis heute nicht – ich habe es einfach vermieden. In diesem und anderen Zusammenhängen lernte ich, dass man schwierigen Situationen in Kursk oft mit Galgenhumor begegnete. Die Situation verbessert Galgenhumor freilich nicht, aber so hatten wir Studenten viele kleine und große Alltagsanekdoten im Gepäck, von denen wir daheim erzählten. Dieser Studentenaustausch weckte auf beiden Seiten, neben dem wissenschaftlichen Interesse, auch die Neugierde auf Land und Leute. Gerade die Teilnahme am alltäglichen Leben in den Familien im jeweiligen Gastland fördert Toleranz und gibt einen Eindruck in die Lebens- und Kulturgewohnheiten. Sie prägt die Entwicklung von Menschen und erweitert den Horizont.

Über unser Vereinsmitglied Dr. Hans Heinrich Bukow lernte ich den Freundeskreis Witten-Kursk und seine engagierten Mitglieder kennen. Ich entschied mich für die Mitgliedschaft in dem Verein, um seine Ziele aktiv zu unterstützen. Besonders gefesselt hat mich der Satz „Hilfe zur Selbsthilfe“. Die Möglichkeit mit Menschen in Kontakt zu kommen und zu entdecken, was wir voneinander lernen können, haben mich fasziniert.

Als Mitglied lernt man schnell, dass ein Verein nur von und durch seine Mitglieder leben kann. Es ist eine ständige Aufgabe neue Mitglieder dazu zu gewinnen. Auch unser Verein musste lernen, dass das nicht so einfach ist mit dem Nachwuchs. Doch da stehen wir nicht alleine da, wenn es darum geht für Völkerverständigung, humanitäre Projekte, Kulturaustausch junge Menschen als aktive Mitglieder zu begeistern.

Wie wir alle wissen, haben sich die politischen, sozialen und wirtschaftlichen Verhältnisse in beiden Ländern verändert. Darauf muss auch unser Verein entsprechend reagieren.

Die weitere Partnerschaftsarbeit soll grundsätzlich unter dem Friedensgedanken weiter geführt werden. So planen wir die verstärkte Fortführung der bestehenden Projekte, immer jedoch in enger Abstimmung mit unseren Partnern in Kursk. Wobei wir im Einzelfall sehr sensibel darauf achten müssen, ob unsere Hilfe und Unterstützung denn auch wirklich gewünscht wird. Keinesfalls dürfen wir den Stolz unserer russischen Freunde verletzen.

Eine zentrale Aufgabe für die Zukunft ist die Versorgung des städtischen Kinderkrankenhauses in Kursk mit technischen Gerätschaften. Dazu benötigen wir natürlich auch direkte Zielvorgaben aus Kursk, um gemeinsam die Versorgung effizient im Rahmen unserer Möglichkeiten zu gestalten und umzusetzen.

Ein sehr erfolgreiches Projekt auch für die Zukunft ist der seit 10 Jahren bestehende gegenseitige Studentenaustausch zwischen den Universitäten Bochum und Kursk. Mitglieder wie Dr. Hans Heinrich Bukow haben diese Verzahnung mit auf den Weg gebracht. Die Studenten lernen wie man in Deutschland und in Russland unterschiedliche Methoden aus dem Bereich der Geobotanik anwendet. Es werden russische Studenten in Bochum an Technologien herangeführt, auf die die Kursker Universität im Rahmen ihrer Ausbildung nicht zurückgreifen kann. Beispielsweise das Rasterelektronenmikroskop im Bereich der Botanik. Auf  Einladung der Kursker Wissenschaftler sind auch Gastvorlesungen in Kursk geplant, von unserem Vereinsmitglied Heinrich Götz Loos. Weiterhin wird es Austausche zur Literaturrecherche an der RUB von Kursker Studenten geben – siehe Cristina, die zurzeit hier zu Gast ist.

Der weitere Ausbau des kulturellen Austausches zwischen den Städten wird natürlich ein Thema für die Zukunft sein. Wie in der Vergangenheit sollen zukünftig verstärkt Künstler  verschiedenster Bereiche aus Theater, Kunst und Musik der Partnerstätte zusammen gebracht werden. Beispielsweise könnte man über ein gemeinsames Theatherprojekt mit Jugendlichen aus Kursk und Witten nachdenken.

Es ist aber auch geplant für das Fest Kemnade International, nach dem großen Erfolg in diesem Jahr, auch für 2008 eine Musikgruppe einzuladen. Auf Vorschläge von Seiten der Kursker Stadtverwaltung für dieses Event warten wir derzeit noch.

Ebenfalls möchten wir auch die letztes Jahr in Kursk als Pilotprojekt ganz neu eingerichteten Kindergartengruppen für körperlich behinderte Kinder weiter unterstützen. Als wir dieses Jahr während unserer Sommerreise diese Gruppen besuchten, zeigte sich, dass wir viel von den dortigen Freunden in Sachen Kinderförderung lernen können. Daher planen wir beispielsweise einen Austausch von Pädagogen, welche die angewandten Methoden im Umgang mit körperlich behinderten Kindern in Kursk und in Witten vergleichen sollen. Gerade hier wird deutlich, dass die gegenseitige Unterstützung für beide Partnerstädte von großer Bedeutung ist und beide davon partizipieren können.

Stichwort Besucherreise: die Besucherreisen sind ein wichtiger Bestandteil der Wittener und Kursker Beziehungen. Diese auch Tradition gewordenen Reisen werden selbstverständlich weiterhin stattfinden. 2008 freuen wir uns auf den Besuch der russischen Freunde in unserer Stadt Witten. Wir möchten neue Akzente bei den Bürgerreisen setzen und Stadt und das Gastland mehr einbeziehen. Wir planen den Besuch des größten Druckzentrums in Europa und schauen uns an, wie heutzutage Zeitungen produziert werden. Die Besichtigung einer Bierbrauerei wird ebenso ins Programm aufgenommen werden wie der Besuch einer Automobilproduktionsstraße. So erhoffen wir uns neue interessante Aspekte in der Zukunft; möchten wir doch, dass die Besucher mehr Impressionen und Impulse bekommen als bei einer üblichen Städtereise. Dies erhoffen wir uns auch von unseren zukünftigen Besuchen in Kursk.

Der 2006 unterzeichnete Städtepartnerschaftsvertrag, der sich nun auf das gesamte Stadtgebiet von Kursk ausweitet und die Unterstützung beider Städte durch ihre Stadtverwaltungen mit einbezieht auch in Bezug auf private Institutionen, zeigt, dass die Arbeit der Vergangenheit fruchtet. Dieser Vertrag eröffnet ganz neue Perspektiven. Zukünftig werden wir wohl über zwei ganz neue und zentrale Themen nachdenken: die ökologische und wirtschaftliche Zusammenarbeit.

Ein besonders wichtiger Punkt, der allen Völkern auf den Nägeln brennen sollte, ist  in diesem Zusammenhang im Rahmen des Klimawandels die Frage: Wie gehen wir mit unseren Ressourcen um? Auch hier versteht sich der Freundeskreis Witten-Kursk als Vermittler und hat beginnend im Jahre 2006 die Kursker in Sachen Müllentsorgung und -trennung beratend unterstützt und versucht, ihnen Hilfestellung bei der Erarbeitung eines Müllkonzeptes für die Stadt Kursk zu geben.

Durch die langjährige Erfahrung, auf die der Freundeskreis Witten-Kursk in Bezug auf die städtpartnerschaftliche Zusammenarbeit zurück blicken kann, sollten wir versuchen auch neue Partner und neue Projekte zu finden, die neben den bestehenden auch das ökologische und wirtschaftliche Thema berücksichtigen.

Ob sich durch diese neuen Betätigungsfelder auch neue Mitglieder finden lassen, gilt es abzuwarten. Aber so erhoffen wir uns als Verein neue Anreize geschaffen zu haben, die auch bei den jungen Menschen auf Interesse stoßen.

Anlässlich unserer heutigen Jubiläumsfeier danke ich im Name des Vorstandes allen, die dazu beigetragen haben, die seinerzeit gegebenen Versprechen im Text der Partnerschaftsurkunden einzulösen und die Städtepartnerschaft mit Leben zu erfüllen.

Ganz besonders danken wir den Frauen und Männern der ersten Stunde, den Gründungsmitgliedern, von denen ich hier stellvertretend nur Christa Thierig, Dr. Hans Heinrich Bukow und Werner Saßerath nennen kann.

Ich danke dem Deutschen Roten Kreuz, ich danke der Stadt Witten, heute hier vertreten durch die Bürgermeisterin und den stellvertretenden Bürgermeister, aber ganz besonders auch unserem früheren Bürgermeister Klaus Lohmann, welche uns bei unseren Aktivitäten stets unterstützt haben.

Ich danke allen Vereinsmitgliedern, allen Bürgerinnen und Bürger, die als Gastfamilien sich und ihre Wohnung für die Studenten und Besucher aus Kursk zur Verfügung gestellt haben und so als „Botschafter des guten Willens“ Entscheidendes für das Verständnis und die Freundschaft zwischen Wittener und Kursker Bürger geleistet haben.

Ich bin sicher, dass wir auch weiterhin mit ganzem Herzen unsere Städtepartnerschaft voranbringen werden. Es lebe die Freundschaft unserer beider Städte. Ich bitte Sie, erheben Sie mit mir das Glas und stoßen wir an auf weitere Erfolge im Vereinsleben, auf Gesundheit aller und auf unsere Freunde in Kursk!

 

Heike Odparlik

 

Dokumentation der Veranstaltungen:

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