Der kleine Prinz“ von Antoine de Saint-Exupéry

Eine phantasievolle Theaterinszenierung mit Schauspielern und Puppen des Staatlichen Puppentheaters Kursk in der Ruhrbühne Witten

 

Der Erzähler muss mit seinem Flugzeug mitten in der Sahara notlanden, "tausend Meilen von jeder bewohnten Gegend entfernt".

Da begegnet er einem seltsamen kleinen Jungen, der ihm verrät, er sei ein Prinz von einem kleinen Stern. Den verließ er, als er an der Liebe seiner Rose zu zweifeln begann. Sie versteckte nämlich ihre Zuneigung hinter widerspenstigen Reden. Dass dies nur aus jungfräulicher Scham und Angst geschah, verstand der kleine Prinz noch nicht.

Auf seiner langen Reise durch den Weltraum traf er zuerst einen König ohne Untertanen, der nur befahl, was ohnehin geschah. Auf dem zweiten Planeten lebte ein Eitler, der ständig bewundert werden wollte. Es folgte ein Säufer, der trank, um zu vergessen, dass er sich schämte, weil er trank. Einen Geschäftsmann, der die Sterne kaufen und besitzen wollte, verstand der kleine Prinz noch weniger als den König, den Eitlen und den Säufer, aber was er auf dem fünften Planeten beobachtete, gefiel ihm: Da zündete ein Mann bei Sonnenuntergang die Laternen an und löschte sie dann wieder in der Morgendämmerung. Aber der Laternenanzünder teilte die Begeisterung seines Besuchers gar nicht, denn sein Planet rotierte immer schneller und er musste immer häufiger nach den Laternen sehen. Der Geograf, den der kleine Prinz dann traf, erschreckte ihn mit der Behauptung, Blumen seien vergänglich und unbedeutend.

Nachdem er auf die Erde gefallen war, lernte er Menschen wie den Händler kennen, der Pillen gegen den Durst verkaufte, weil man durch den Verzicht auf das Trinken 53 Minuten pro Woche sparen konnte. Ein Jahr lang wanderte der kleine Prinz über die Erde. Eine Giftschlange, die er traf, versprach ihm zu helfen, wenn er wieder auf seinen Planeten zurückkehren möchte.

Unterwegs befreundete er sich mit einem Fuchs, der sich von ihm zähmen ließ und ihm zum Abschied ein Geheimnis verriet:

Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.

Und obwohl der kleine Prinz auf der Erde viele, viele Rosen sah, versteht er nun, dass seine Rose für ihn einmalig ist und er sich um sie kümmern muss.

Um heimkehren zu können, lässt er sich von der Giftschlange beißen und stirbt. Das geschieht, als es dem Erzähler gerade gelungen ist, nach tagelanger Arbeit sein Flugzeug zu reparieren, zusammen mit dem kleinen Prinzen einen Brunnen zu finden und dem Tod in der Wüste zu entgehen.

 

 

„Zygany“ (Zigeuner) nach einem Poem von Alexander S. Puschkin

Eine Inszenierung des Staatlichen Puppentheaters Kursk mit dem Theater "Rawlik" aus Kiew in der Ruhrbühne Witten

Inhaltsangabe unter teilweiser Verwendung des Originaltextes

 

Die Zigeuner ziehen durch Bessarabien, errichten ihre Zelte am Fluss. Ein alter Mann wacht abends im Zelt und wartet auf seine Tochter Semfira. Endlich kommt sie, hat ihn nicht vergessen. Ihr folgt ein junger fremder Mann. Er ist dem Alten unbekannt. „Mein Vater", fängt das Mädchen an, „Ich bringe einen Gast: Er stand am Hügel in den wilden Winden. Ich bot ein Lager ihm zur Nacht. Er will zu uns Zigeunern finden, verfolgt von des Gesetzes Macht. Ich werde Weib ihm sein und Freundin. Er heißt Aleko, und er schwört, dass er nun ganz zu mir gehört."

DER ALTE: Bin hocherfreut. Bleib bis zum Morgen in unsres Zeltes sichrer Hut. Und bleib bei uns ganz ohne Sorgen, solang du willst. Sei unser Blut. Ich teile mit dir Brot und Leben. Leb mit uns auf Zigeunerart, in Armut frei, und morgen geben wir früh die Sporen zu neuer Fahrt. Wir führen zusammen einen Wagen.

SEMFIRA: Er wird meiner sein. Wer könnte ihn von mir vertreiben? Doch es ist spät. Der Mondenschein hat sich entfernt, die Nebel steigen, und nun der Schlaf uns reich belohnt.

Es tagt, man bricht die Zelte ab; die Zigeuner ziehen weiter. Der junge Mann Aleko ist oft schwermütig. Er vermisst das Leben in der Stadt, die er, mit den Gesetzen in Konflikt geraten, verlassen musste. Aber Semfiras schwarze Augen überzeugen ihn immer wieder und er bleibt bei den Zigeunern. Es sieht aus, als herrsche Ruhe. Aber es ist die Ruhe vor dem Sturm.

Zwei Jahre sind vergangen. Friedlich ziehen die Wagen, sie finden wieder einen Platz zu Rast und fröhlichen Gelagen. Aleko vergaß sein früheres Leben. Er befreite sich von der Vergangenheit für ein unbeschwertes Leben mit seinen Leuten, den Zigeunern. Vertraut sind sie ihm nun schon lange. Er liebt ihre Zelte und den Wohlklang ihrer Sprache. Aleko singt und führt den Tanzbären vor, der Alte musiziert, Semfira sammelt die Gaben der Dorfleute ein.

Die Nacht kommt. Zu dritt haben sie gegessen. Der Alte legt sich hin, die zwei gehen auch ins Zelt. Semfira singt dem Kindchen ein Lied von der freien Liebe einer Zigeunerin. Es gibt darüber Streit, denn Aleko plagt die Eifersucht. Er hat Albträume und sieht seine Semfira in den Armen eines Anderen.

Der Alte redet ihm zu: Wonach, du Wirrkopf, sehnst du dich? Was seufzt du immerfort so schwer? Hier sind die Menschen frei, der Landstrich frei unterm Himmel, schön die Frauen. Die Schwermut treibt dich ins Verderben.

ALEKO: Sie liebt mich nicht. Ich habe kein Vertrauen.

DER ALTE: Sie ist ein Kind. Halt an dich, werben kann nicht dein unvernünftig Klagen. Du liebst zu schwer und viel zu ferne, Die Frauen wollen Freuden haben. Wer will das junge Mädchen heißen: Lieb nur den einen, der dich will! Reiß dich zusammen!

Der Alte erzählt dem Aleko von seiner eigenen Liebe zu Mariula, der Zigeunerin und Mutter der Semfira. Sie verließ ihn und das Kind schon nach einem Jahr und zog mit einem fremden Zigeunertross davon, den man unterwegs traf:

Sie zogen fort die dritte Nacht. Mariula nahm es schnell in Kauf, verließ das Kind, und aufgemacht! Nichts Böses ahnend, schlief ich, Sonne ging auf, ich sah: sie ist nicht da. Ich such die Liebste, ihre Spuren. Semfira weinte, schrie, o ja. Ich weinte auch, ich war verloren. Seitdem ist mir die Lust vergangen auf Mädchen. Wurd ich völlig blind für dieses männliche Verlangen. Ich schlug es einfach in den Wind und teilt mit keiner mehr die Stunde.

ALEKO: Wie konntest du das nur ertragen Und hast sie nicht verfolgt, die Hunde, den Räuber und die Metze? Lagen Im Schoß die Hände, nicht am Messer?

DER ALTE: Wozu? Die Jugend ist wie Vögel frei. Wer hält die Liebe fest? Wär's besser? Die Freude kommt und geht wie Spreu. Was war, das kann nicht wieder sein.

Aleko kann das nicht akzeptieren, die Eifersucht treibt ihn an. Er sucht Semfira in der Steppe und überrascht sie mit einem jungen Zigeuner.

DER JUNGE ZIGEUNER: Noch einen, bitte, noch ein Kuss!

SEMFIRA: Beeile dich! Mein Mann mißtraut mir.

DER ZIGEUNER: Noch einen, langen, dann ist Schluss!

SEMFIRA: Bis bald. Noch ist er fern von hier.

DER ZIGEUNER: Sag, wann, wann sehen wir uns wieder?

SEMFIRA: Noch heute, wenn der Mond aufgeht. Am Grab, am Hügel, lass dich nieder...Schnell, lauf, er kommt, Geliebter, glaube mir.

ALEKO: Ach, habt es bitte nicht so eilig! Für euch ist's Grab der rechte Ort.

SEMFIRA: Lauf, wenn dein Leben dir noch heilig!

ALEKO: Du bleibst, Mein schönes Täubchen, flieg nicht fort. Nun ruhe sanft.

Aleko ersticht den Zigeuner.

SEMFIRA:         Oh,Aleko!

DER ZIGEUNER: Frau, ich sterbe!

SEMFIRA:        Oh,Aleko!

DER ZIGEUNER: Ach, ich sterbe!

SEMFIRA: Du tötest mir noch diesen Mann. Sieh doch, du bist ja blutverschmiert. Aleko, was hast du getan?

ALEKO: Jetzt lieb ihn so, wie sich's gehört...

SEMFIRA: Das Maß ist voll, ich fürcht dich nicht, und deine Worte sind verloren, denn diesen Mord verfluche ich.

ALEKO: Dann stirbst auch du, folg deinem Toren.

SEMFIRA: So geh ich liebend in den Tod.

Aleko ersticht auch Semfira.

 

Der Osten strahlt im Widerschein der noch verhüllten Sonne rot. Voll Blut die Messerhand, so saß er dort auf dem alten Leichenstein. Zwei Tote, ihm zu Füßen, dass er ein Mörder war, sah man ihm an. Betroffene Zigeuner standen verstört herum dort Mann bei Mann. Die Frauen zum Trauerzug sich fanden und küssten beider Augenlicht. Allein und etwas abseits kauernd, schaut unser Greis ins Angesicht der Toten, reglos um sie trauernd. Man hob die Leichen auf und legte dann in der Erde kalten Schoß das Liebespaar. Und noch nicht regte Aleko sich, der fern das bloß verfolgte. Als man dann die Erde, die letzte Handvoll Erde maß, sank er in schweigender Gebärde vom Stein und rollte in das Gras.

Anhub der Alte näher schreitend: „Du eitler Mensch, meid unsre Mitte! Wir leben ungestraft, sind Heiden. Wir richten niemand hin, und Tritte, Schmerz, Blutvergießen sind uns fremd. Doch Mörder stoßen wir zurück. Von wilder Art bist du getrennt durch dein Bestehn auf eignem Glück. Wir würden blass, dich bloß zu hören, die Sanftmut ist das Maß der Seele, und deine Dreistheit muss uns stören. Zieh hin in Frieden. Nichts dich quäle."

Gesagt, getan. Es toste wogend das Volk im Aufbruch. Aus dem Tal des Schreckens seine Wagen zogen. Die Steppe schluckte auf einmal den ganzen Tross. Ein Wagen steckte allein in diesem wüsten Tal. Ein alter Teppich ihn bedeckte. Zuweilen auch im Spätherbst stahl, wenn sich der Morgennebel hob, sich spät ein Kranichschwarm. Die Nacht brach an. Der Wagen stand im Dunkeln. Niemand drinnen schlief, und keiner steckte auf ein Licht. Das Planendach schützt selber sich.

 

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