Besuch aus Kursk 2012

Gäste und Gastgeber

 

Und dann war es wieder einmal so weit. Die letzten Minuten des Besuches waren herangekommen. Noch einmal Küsse, Umarmungen, noch einmal Dank und Gute-Reise-Wünsche und dann fuhr der Bus um die Ecke in Richtung Flughafen. Die Wittener Freunde und Gastgeber standen noch eine Weile. Man war sich einig: es waren schöne Tage mit den Kursker Gästen. Manchmal anstrengend, aber voller guter Erlebnisse. Wir hatten eine interessierte, aufgeschlossene und liebenswerte Gruppe bei uns zu Gast.

Die Vorbereitungen begannen schon im Januar mit einer Beratung außerhalb der üblichen Monatstreffen. Da wurde das Hauptthema unserer Veranstaltungen gefunden. Es sollte um Bürgerschaftliches Engagement in Witten gehen, also zivilgesellschaftliche Gruppen und Vereine sollten vorgestellt werden. Wir waren uns sicher, dass Witten hier etwas Besonderes zu bieten hat. Es folgten viele Treffen im größeren oder im kleineren Kreis, die alle das Besuchsprogramm auf der Tagesordnung hatten. Wenig Arbeit war das nicht, aber es macht doch auch Spaß etwas auf die Beine zu stellen. Schließlich konnten wir die Kursker Gruppe am 17. Juni 2012 in der Ruhrbühne begrüßen. Es waren zwölf, nicht wie vorgesehen fünfzehn Personen, denn drei mussten leider noch ganz zuletzt absagen. Nach kurzer Programmvorstellung zogen die Gastgeber mit ihren Gästen davon, um sich schließlich am Abend im Kultur- und Veranstaltungszentrum Oberkrone wieder einzufinden. Hier wurde bei Schnittchen und Getränken eine große Vorstellungsrunde gemacht. Das war ein guter Anfang, denn alle Gäste und Gastgeber lernten sich kennen und kamen sich näher.

Der Stadtrundgang am 18. Juni 2012 unter der kundigen Führung von Frau Priebel begann mit der Besteigung des Rathausturmes. Zu Fuß ging es zum Haus Witten und mit dem Bus dann weiter quer durch Witten bis nach Haus Herbede wo uns Mitglieder der Ruhrbühne in alten Kostümen eine lustige Gerichtsszene vorführten. Das Wetter spielte mit. Wir konnten bei Sonnenschein vor dem Saalbau im Freien essen. An den folgenden Tagen störten uns höchstens einige kurze Schauer. Nur zum Abschied weinte der Himmel.

Am Dienstag war die Besuchergruppe mit ihren Begleitern zu Besuch bei der Freiwilligen Feuerwehr, Hauptstraße 60. Der Vortrag von Ulrich Hasenohr über Organisation, Geschichte und Aktivitäten dieser Einrichtung fand großes Interesse, wie man an den zahlreichen Fragen hören konnte. Danach ging ein offensichtlich lang gehegter Wunsch von vielen in Erfüllung: einmal in dem großen roten Feuerwehrauto sitzen zu dürfen. Fotos über Fotos. Am Nachmittag verbrachten wir über drei Stunden in dem Freizeitbad Heveney. Trotz dieses sicherlich etwas anstrengenden Vergnügens fand abends noch eine Vorstandssitzung des Freundeskreises Witten-Kursk mit den Vertretern des entsprechenden Kursker Vereins statt. Fragen über bessere Kommunikation und künftige gemeinsame Aktivitäten wurden besprochen.

Am Mittwoch war der Tag der öffentlichen und offiziellen Veranstaltungen. Nach dem Empfang beim stellvertretenden Bürgermeister, Ulrich Kieselbach, wurde die Ausstellung „Deutsche Adressen im alten Kursk“ vom Freundeskreis im Rathaus eröffnet.

Konsul Pyatin aus Bonn betonte die internationale Bedeutung solcher Projekte, die die enge Zusammenarbeit von Russen und Deutschen in vergangener Zeit herausstellen. Es ist die erste Ausstellung dieser Zielsetzung in Deutschland.

Ausstellung im Rathaus

Die Texttafeln zu den Bildern der Ausstellung im Rathaus Witten

 

Am Mittwochabend fand das gemeinsame Konzert von Boris Prussakow aus Kursk und Gerhard Giel aus Witten statt. Den über 70 Zuhörern wurde einqualitätsvolles Programm aus dem Bereich von Pop und Jazz geboten.Eindrucksvoll ergänzte sich die ernste und fast spröde Ausdrucksweise desKursker Pianisten mit der stimmungsvollen und gefälligen Vortragskunst seines Wittener Freundes.

Konzert in Haus Witten

 

Am Donnerstag besuchte die Gruppe das Bergbaumuseum in Bochum mit seinen zahlreichen und modernen Präsentationen dieses mit der Kohle verbundenen Industriezweiges. Eindrucksvoll ist immer ein Besuch in der Tiefe der Schachtanlagen des Museums. Danach fuhr die Gruppe zu der Halde Rheinelbe. Man stieg die „Himmelsleiter“ empor und hatte oben einen wunderbaren Rundblick über das Ruhrgebiet. Zurück in Witten gab es Kaffee und Kuchen im Amadeus. Als der Durst gelöscht war, entwickelten sich lebhafte Gespräche, die auch politische Themen nicht ausließen.

Der Freitag führte uns zur Zeche Nachtigall, wo Frau Eses von der Naturschutzgruppe NaWit einen „naturnahen“ Vortrag über die heimischen Tier- und Pflanzenarten hielt. In den Ruhrwiesen erfuhren wir dann von der Arbeit der Gruppe und von den Problemen des Naturschutzes. Am Nachmittag berichtete Frau Schmalfuß in der Ruhrbühne über die Arbeit des Frauenhauses. Der Verein Frauen helfen Frauen betreibt dieses Haus, das eine autonome, nicht staatliche Einrichtung ist. Frauen, die ein Opfer häuslicher Gewalt sind, können sich telefonisch an die Organisation wenden und auch mit Kindern für eine gewisse Zeit untergebracht werden. Auch hier gab es viele interessierte Fragen aus dem Publikum. Am späten Nachmittag fuhren wir noch zu dem Denkmal für Zwangsarbeiter auf dem Friedhof in Annen. Zum Tag des Deutschen Angriffs auf die Sowjetunion wurden zwei kurze Ansprachen gehalten und Blumen niedergelegt.

Der Samstag stand zur freien Verfügung. Viele der Gäste wollten noch etwas einkaufen und andere besichtigten Gebäude und Sehenswürdigkeiten. Sogar die Teilnahme an einer Hochzeitsfeier in der Johanniskirche wurde für einige Gäste ermöglicht. Gegen 16 Uhr fanden sich alle im Märkischen Museum Witten ein. Die Museumsführerin konnte ihre Ausführungen perfekt in Deutsch und Russisch halten. Um 18 Uhr begann die Abschiedsfeier im Clubhaus der WKG an der Uferstraße. Man hörte zufriedene und lobende Abschiedsreden. Ein Zauberer fand großen Beifall und die beiden Jüngsten der Gruppe (10 und 11 Jahre) überraschten mit ihren Beiträgen. Daniel trug mit dramatischen Gesten ein langes Gedicht von Puschkin vor und Nikita gab eine Tanzvorführung mit fast akrobatischen Einlagen. Am Schluss wurde noch gesungen und getanzt.

Am Sonntag, den 24. Juni 2012 war der Abfahrtstag, doch der Bus sollte erst gegen 18 Uhr starten. So war noch Zeit für eine Fahrt mit der Schwalbe und für einen kurzen Besuch des Drachenbootrennens. Der Regen, der dann an der Ruhr einsetzte war eigentlich die einzige Störung im Programmablauf einer interessanten Woche voller guter Gespräche und Erlebnisse.

Detlev Thierig

 

Begrüßung der Gruppe bei der Ankunft in Düsseldorf

 

Fotos: Elena Cholodova und Udo Feja

 

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