Bürgerreise nach Kursk 2011

Bilder vom Kurzbesuch in Moskau: Vor der Erlöser-Kathedrale

Freitag früh ging es los: Treffen um 04.15 Uhr, vor dem Saalbau Witten. 11 Reisende, die von Düsseldorf aus mit dem Flugzeug nach Moskau gelangen wollten. Alles klappte wie geplant. Unser Bus, der uns in Moskau am Flughafen abholte, die Stadtrundfahrt - nur der Freitags-Nachmittagsverkehr war, wie befürchtet, sehr dicht. Doch unser Busfahrer ließ sich nicht aus der Ruhe bringen, und so gehörte zu unserem kleinen Programm die wieder aufgebaute Kathedrale, der Rote Platz, das Kaufhaus GUM, verbunden mit einem ersten Geldwechsel. Schließlich ging es weiter zum Kursker Bahnhof, um von dort per Nachtzug unser Ziel Kursk zu erreichen.

Samstagmorgens erwarteten etliche Mitglieder des Kursker Freundeskreises die Ankunft des Zuges. Sind alle vollzählig? - dann konnte es weiter gehen in die Familien, bzw. in das Hotel „Kursk“. Es liegt zentral und wird auch in den nächsten Tagen ein guter Treffpunkt für unsere Gruppe sein.

Eröffnung des Folklore-Festivals

Etwas überraschend schnell war der offizielle Empfang zum Jubiläumstreffen der Städtepartnerschaften Witten-Kursk (20 Jahre),  Tczew (15 Jahre) und Debno (10 Jahre), beide Städte in Polen, schon mittags in dem Sitzungssaal der Stadtverwaltung angesetzt. Am Nachmittag wurde dann das 5. Internationale Folklore-Festival eröffnet, mit prächtigen Darbietungen und Kostümen. Anschließend waren Familienabende angesagt, mit Ausnahme der offiziellen Abordnung des Wittener Freundeskreises, die am offiziellen Bankett der Stadt teilnahm.

Der Sonntag stand unter dem Zeichen des Stadtfestes. Vom Perekalskogo-Platz die Leninska-Straße entlang bis zur Snamenskij-Kathedrale waren Stände aufgebaut, eine große Bannprozession mit der Ikone  strebte die Kathedrale an, in der ein prächtiger Gottesdienst zelebriert wurde. Im weiteren Verlauf des Nachmittages stellten sich open air viele verschiedene Musikgruppen, Bands und Orchester mit unterschiedlichsten Beiträgen vor, und mit einem prächtigen Feuerwerk wurde das Stadtfest schließlich beendet.

Schülergruppe und Kriegsveteran auf dem Stadtfest

Am Montag erfuhren wir zunächst einiges über den in Kursk geborenen Komponisten Swiridow und brachen anschließend auf, um die Korennaja Eremitage zu besuchen. Die beeindruckende Klosteranlage außerhalb von Kursk hat etliche Renovierungen und Erweiterungen erfahren, und viele der dortigen„heiligen Quellen“ sind in neuere Häuser gefasst.

Die Korennaja Eremitage

Nach anschließendem opulenten Mittagessen dort fanden wir uns in der Kursker wissenschaftlichen Bibliothek "Aseew" ein, um an der Präsentation des Frauentagebuches „Von Rosa und anderen Tagen“ teilzunehmen. Hier handelte es sich um ein 2008 zur RUHR.2010 entstandenes Projekt: Ein Buch herauszugeben, in dem 52 Frauen aus vier europäischen Ländern - Russland, Deutschland, Großbritannien und Polen - einzelne Schicksale und das Leben in seinen verschiedenen Aspekten vorstellen. Die 10 Kursker Frauen, die an dem Projekt beteiligt waren, sowie die Wittener Mit-Organisatorin Maria Grote-Kukla wurden ausführlich von Vera Fillipowa geehrt, die als Koordinatorin in Kursk und Übersetzerin nicht nur an dieser Stelle viel zur sprachlichen Verständigung beitrug. Fast ohne Übersetzungen kamen anschließend die musikalischen Beiträge des Wittener Freundeskreises zu Gehör. Brigitte Koch (Gesang) und Gerhard Giehl (Klavier) boten ein anspruchsvolles Konzert mit Chansons und Liedern. Zum Schluss sangen die Zuhörer mit und erbaten eine Zugabe. - Es war etwas bedauerlich, dass die beiden Musiker keine weiteren Gelegenheiten erhielten, ihr attraktives Programm angemessen vorzutragen; Gerhard Giehl musste - wie geplant - noch am gleichen Abend zurückfliegen.

Konzert von Brigitte Koch und Gerhard Giel aus Witten

Auf dem Weg zu unserem nächsten Programmpunkt „Kinderheimbesuch“ in Tswetowo erläuterte uns Elvira, eine junge Studentin, die Deutsch studiert, einige Sehenswürdigkeiten der Stadt. Wir wurden erwartet von dem Leiter des Kinderheimes. Zunächst erfuhren wir Einzelheiten über diese Einrichtung, in der ca. 100 Kinder und Jugendliche Waisen zwischen 6 und 18 Jahren leben und lernen. Wir wurden in die Aula gebeten, in der schon viele der Kinder auf uns warteten. Einige von ihnen hatten kleine musikalische Beiträge vorbereitet, die sie nun aufgeregt für uns aufführten.

Treffen mit dem Nachwuchs

Dienstag Nachmittag fand ein Treffen im Literaturmuseum statt; hier bietet ein mittelgroßer Raum Gelegenheit für Gäste und Interessierte, kleine Kulturveranstaltungen, Lesungen, etc durchzuführen; im weiteren Bereich des Museums sind Exponate der Kursker Geschichte ausgestellt.

„Ein Tag für den Frieden“. So könnte eine Themenüberschrift für den Mittwoch lauten. Vormittags waren Besuche an verschiedenen Gedenkstellen in Kursk vorgesehen; zunächst bei den deutschen Kriegsgräbern in Besedino und Iskra, dann am großen sowjetischen Mahnmal für die gefallenen sowjetischen Soldaten. Wir kamen gerade recht, um den „Wachwechsel“ von vier jungen Schüler(Innen) zu beobachten, die jeweils eine Stunde lang in Uniform neben dem Mahnmal Wache stehen. Dies wird als große Ehre angesehen und ist nur den Besten einer Klasse vorbehalten. Ganz in der Nähe befindet sich auch das Ehrenmal für die Besatzung des untergegangenen U-Bootes „Kursk“. Nachmittags erwartete uns „Die Sitzung über den 50.Jahrestag des Weltfriedensfond“.

Mahnmale für die gefallenen sowjetischen Soldaten des 2. Weltkrieges

Ehrenmal für die Toten des untergegangenen U-Bootes "Kursk"

Am vorletzten Tag unseres Aufenthaltes in Kursk waren wiederum gleich mehrere Highlights für uns vorbereitet. Es begann mit dem Besuch der Berufsfachschule/ Handelsschule, die sich in mehrfacher Weise gut vorbereitet hatte: für jeden unserer Reisemitglieder lag auf dem langen Podiumstisch, der an der Seite der Aula aufgebaut worden war, eine Konferenzmappe mit Informationsmaterial über das Institut, incl. einer CD. Nach einer kurzen Episode, in der die Studentinnen uns auf Deutsch ihre Fragen stellten und wir antworteten, wurden wir eingeladen, eine Einstudierung von „My Fair Lady“ zu sehen. Eine Dozentin der Schule hatte mit ihren Studenten und Studentinnen dies Stück eingeübt - es gehört u.a. zu den Aufgaben des Ensembles, in sozialen Einrichtungen wie Krankenhäusern, Altenheimen, Schulen etc solche Aufführungen zu gestalten. Die jungen Leute machten ihre Sache sehr gut und spielten ausnehmend lebendig und überzeugend. Vielleicht können wir sie einmal in Witten wiedersehen?

Nach einer vortrefflichen Mittags-“Koffee-Pause“ ging es in das „Studio Rhythmus“. Hier lernen schon sehr junge Kinder sich künstlerisch auszudrücken - sei es im bildnerischen, zeichnerischen Bereich, textiles Gestalten, oder musikalisch. Für uns war es später, auf der Rückreise, Anlass, über verschiedene pädagogische Auffassungen zu diskutieren. - Doch zunächst hieß es: schnell zu dem Folklorebeitrag der Schule. In dem mittelgroßen Saal, in den wir geführt wurden, war ein reichhaltig gedeckter Tisch vorbereitet. Von dort ließen sich die Darbietungen der Künstler(Innen) bestens beobachten - bis wir aufgefordert wurden, uns an den Tänzen zu beteiligen, wozu wir uns mit großem Vergnügen nicht lange bitten ließen.

Doch auch hier gab kein langes Bleiben: Es wartete die Gemeinschaftssitzung der Vorstände der beiden Partnerschaftsgruppen, in der zusammenfassende Reiseerlebnisse, Anregungen sowie Zukunfts-Perspektiven besprochen wurden, ehe sich alle dem gemeinschaftlichen Abschieds-Abendessen widmen durften.

Der wirklich letzte Tag in Kursk stand wiederum unter einem großen Thema: Die Präsentation des Projektes „Deutsche Adressen im alten Kursk, Geschichte in Postkarten“. Unter diesem Titel wurde - mit Beteiligung des Botschafters der Deutschen Botschaft in Moskau - die Neuerscheinung eines Buches vorgestellt. Da die Projektorganisation getragen wurde von der Deutschen Botschaft in Moskau, der Stadtverwaltung Kursk, der Kursker Bezirksfiliale der russischen Gesellschaft „Snanie“ („Wissen“), des Kursker Bezirksvereins „Freundeskreis Kursk - Witten“ und der Kursker Staatlichen Gemäldegalerie „A.A.Dejneka“, fand gleichzeitig die Eröffnung einer parallelen Fotoausstellung in der Kunstgalerie statt. Es bleibt zu wünschen, diese Ausstellung nach Witten zu holen - manches Wissenswerte der deutsch-russischen Beziehungen in Kursk im 18. und 19.Jahrhundert lässt sich anhand der Fotos lebendig nachspüren. Der darauf angesprochene Projekt-Leiter Arsen Melitonjan sowie Tatjana Nachtigall, Vorsitzende unseres Partnervereines begrüßten diese Überlegungen.

Als wir dann, kurz nach Mitternacht, in den Nachtzug stiegen, der uns zurück nach Moskau brachte, hatten wir viel erlebt und eine interessante Großstadt wiedergesehen. Der Samstag bot noch ein paar Stunden für Moskau, ehe wir gegen 20.30 Uhr vom Flughafen Domodewo zurückflogen nach Düsseldorf. Gegen Mitternacht trafen  wir müde und erfüllt von vielen Eindrücken wieder in Witten ein.

Ein ganz großer Dank gilt den vielen Beteiligten, die die Vorbereitung und Durchführung der Bürgerreise getragen haben. Es seien vertretungsweise nur ein paar Namen genannt: Schon viele Jahre hat Vera Fillipowa für sprachliche Verständigung beigetragen und organisatorische Herausforderungen meisterhaft bewältigt. So hat sie unsere Gruppe auch dieses Mal begleitet. Wir danken ihr herzlich für ihren jahre-, wenn nicht gar jahrzehntelangen unermüdlichen Einsatz bei den Aktivitäten unserer Partnerschafts-Begegnungen und wünschen ihr viel Freude und Erholung in ihrem Ruhestand.

Mit Nada Sotnikowa und Elvira standen uns zwei junge Dolmetscherinnen zur Verfügung, die uns ausgezeichnet und aufmerksam begleiteten. Wir würden sie gern bei weiteren Besuchen wieder sehen! Tatjana Nachtigall hat uns als Vorsitzende des Freundeskreises Kursk-Witten gemeinsam mit ihren Vorstandsmitgliedern (alles Damen!) gastfreundlich und entgegenkommend aufgenommen und für uns gesorgt. Dies alles ist nur möglich, wenn es im Hintergrund noch eine ganze Reihe weiterer Mitarbeiter(Innen) gibt.

Zu Besuch bei Kursker Familien

Bericht: Peter Kieselbach, Sabine van den Bosch

Fotos von Udo Feja, Gerd Leyen und Raimund Carmignac

 

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