Bürgerreise nach Kursk 2005

Zum 8. Male veranstaltete der Freundeskreis während 10 Tagen im Juli eine Bürgerreise in Wittens Partnerstadt in Russland. Es gab ein reichhaltiges Programm, beginnend mit einem Empfang durch den Oberbürgermeister der 450 000-Einwohner-Stadt und endend mit einem vergnügten Nachmittag in der Natur, außerhalb von Kursk am urwüchsigen Fluss Sejm.

Der Schwerpunkt der diesjährigen Reise lag auf menschlichen Begegnungen. So besuchten wir die Staatliche Universität Kursk, hatten ein interessantes und informatives Gespräch mit dem neuen Erzbischof des Rilsker und Kursker Gebiets, Hochwürden German, der im Gegensatz zu seinem Vorgänger die Notwendigkeit zur Zusammenarbeit mit anderen Religionen sieht. Bei einem Treffen mit Veteranen des 2. Weltkrieges wurden nicht nur Nettigkeiten ausgetauscht, sondern auch von negativen Erlebnissen unter deutscher Besatzung in Kursk berichtet.

Sehr beeindruckend war der Besuch im Kinderkrankenhaus des Gebiets Kursk. Insgesamt hat sich im Krankenhaus dank der finanziellen Unterstützung durch den Freundeskreis  und Wittener Bürger vieles zum Positiven verändert. So wurden im Laufe der letzten zwei Jahre die kompletten Sanitäreinrichtungen erneuert und die angestrebte Wasserversorgung rund um die Uhr wird Ende des Jahres abgeschlossen sein.

Mit der Gruppe reiste auch ein Arzt aus dem Hannoverschen, dessen Vater bei Kriegsende verhaftet, nach Russland verbracht und in Kursk verstorben war. …“Um die Menschen und das Land kennen zu lernen, in dem mein Vater ums Leben gekommen ist”… fuhren Dr. S. und seine Frau nach Kursk. Mit Hilfe des Freundeskreises und der Kursker Freunde konnte er Näheres über die Todesumstände seines Vaters erfahren. Er besuchte die Gedenkstelle für deutsche und ungarische Soldaten, die in Gefangenenlagern in Kursk ums Leben gekommen sind. Der Augenblick, in dem Dr. S. hier ein Blumengebinde niederlegte, war für viele Wittener der bewegendste Moment ihrer Reise.

Die Gruppe besuchte auch den vor wenigen Jahren eingerichteten Friedhof am Stadtrand, wo man die Gebeine deutscher Soldaten zusammengetragen hat, die in der Kursker Schlacht im Sommer 1943 gefallen sind. Wie lebendig die Vergangenheit ist, erfuhr eine Mitreisende, als ihr gelegentlich eines Abendessens mit Kursker Freunden ein junger Mann eine Hand voll Erkennungsmarken gefallener deutscher Soldaten zur Weiterleitung übergab. Er hatte sie beim Umgraben in seinem Garten gefunden und aufbewahrt.

Für den gelegentlichen Besucher sind die Veränderungen im Stadtbild verblüffend: An den großen Straßen und Plätzen wunderschöne Blumenrabatten, lebhafter Publikumsverkehr auch noch am späten Abend, viele neue Einzelhandelsgeschäfte, tadellose Fahrbahnflächen und vor allem Bautätigkeit wohin man blickt, seien es individuelle Häuser oder Hochbauten, die mit einer einfallsreichen Architektur überraschen. Last but not least: Im Goldglanz ihrer Türme leuchtende Kirchen, in älteren Stadtteilen durch Renovierung zum Vorschein gekommen, in den Neubaugebieten einfach zwischen die Hochhäuser gebaut. Denn die Gottesdienste sind voll von Menschen aller Altersgruppen. Kurz: Eine Stadt, in der sich leben lässt und deren Einwohner mit vorsichtigem Optimismus in die Zukunft blicken.

Besonders für die Mitreisenden, die zum ersten Mal in Kursk waren, wird die Herzlichkeit und Gastfreundschaft in Kursk unvergesslich sein. Denen aber, die schon häufiger in Kursk waren, haben die zwischenmenschlichen Begegnungen wieder gezeigt, wie wichtig diese persönlichen Treffen sind.

 

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