Bürgerreise nach Kursk 2001

Schon am Anfang des Jahres wurden die ersten Vorbereitungen für die turnusmässige Bürgerreise nach Kursk getroffen. Am 7. Juli 2001 flogen die 23 Mitglieder der Reisegruppe nach Moskau und nahmen den Zug, der morgens gegen 6:00 Uhr in Kursk eintrifft. Schon am Bahnsteig wurde die Gruppe aufs herzlichste mit Blumen und Umarmungen durch den Freundeskreis Kursk-Witten begrüßt. Wir wurden ins Hotel oder ins Quartier gebracht und durften einige Stunden ausruhen, ehe das dicht gepackte Programm begann, das die Kursker Freunde und die Vorsitzende des dortigen Freundeskreises, Vera Filippowa, vorbereitet hatten. Nachmittags fand das Treffen mit dem Kursker Freundeskreis im Gasthof Traktir statt. Es war eine festliche Veranstaltung mit Abendessen und Musik, Spielen und Tanz, wie sie nur die Kursker organisieren können. Gäste und Gastgeber waren in Hochstimmung.

Am Montag, dem 9. Juli traf sich die Reisegruppe vor der Gebietsverwaltung.Dort fand ein interessantes und anregendes Gespräch mit dem stellvertretenden Gouverneur statt. Anschließend hatten die Kursker eine Stadtrundfahrt organisiert, bei der auch verschiedene Soldatenfriedhöfe besucht wurden. Die Reisegruppe legte Blumen nieder und die Wittener hatten die Gelegenheit zu einer gut aufgenommenen kleinen Ansprache. Der Stadtarchitekt Michailow war dabei, er zeigte der Gruppe die Renovierung des Männerklosters am Roten Platz und den Aufbau des Triumphbogens vor der Stadt. Im Haus der Architekten wurden die Wittener anschließend bewirtet. Eine Folkloregruppe trug lebhaft und ausdrucksvoll russische Lieder vor. Hier fand dann auch noch ein Austausch über die weitere Arbeit der beiden Freundeskreise in Kursk und Witten statt.

An fast jedem Abend dieser Woche waren die Wittener zu zweit oder in kleineren Gruppen bei russischen Familien eingeladen. Die Gastfreundschaft ist nicht zu übertreffen! Es fängt bei der Herzlichkeit der Tischreden und Trinksprüche an und bezieht sich ebenso auf den unvorstellbaren Umfang und die Qualität der angebotenen Speisen und Getränke. Bei der anhaltend schwierigen wirtschaftlichen Lage in Kursk ist eine solche Bewirtung sicherlich eine große Anstrengung. Doch für die Kursker ist es undenkbar, ohne diese Demonstration der Gastfreundschaft auszukommen.

Am Dienstag, dem 10. Juli, war wieder herrliches, warmes Wetter. Die Reisegruppe besuchte die Schule 32, die sich die Verbesserung des Deutschunterrichtes zur Aufgabe gemacht hat. Wir konnten hier schon mehrfach Unterstützung leisten. Nach der Besichtigung wurden wir bei Tee und Schnittchen von einer sehr munteren Tanz- und Singegruppe unterhalten. Ein Teil der Reisegruppe besuchte anschließend das Kinderheim Soljanka-Park, ein anderer Teil das Krankenhaus mit der Kinderabteilung für Leukämiekranke. An beiden Stellen wäre weitere Hilfe sicherlich sehr notwendig.

Am Mittwoch, dem 11. Juli fuhr die Reisegruppe zum Altenheim Sosnovy Bor. Esfand eine sehr herzliche Begrüßung durch Tatjana Solotych und ihrer Mitarbeiter statt. Mit ihnen arbeitet der Freundeskreis seit längerem zusammen und es ist gelungen, mit Wittener Unterstützung eine Berufsausbildung für Altenpfleger/innen in Kursk ins Leben zu rufen. Das Heim ist tadellos geführt und die Bewohner machen einen zufriedenen Eindruck. In einer großen Runde, an der auch die Leiter des Institutes für Sozialwissenschaften teilnahmen, wurde über die Weiterführung der Zusammenarbeit gesprochen. Nach dem gemeinsamen Mittagessen verabschiedete sich unsere Reisegruppe und fuhr zur Süßwarenfabrik. Die Teilnehmer wurden weiß eingekleidet und bekamen die vollautomatische Produktion von Waffelkeksen mit einer deutschen Maschine zu sehen. Am Donnerstag fuhr die Gruppe nach Koronaya Pustyn und besichtigte die Klosteranlage, die wiederhergestellt wurde und die wundertätige Quelle. Auch ein Abstecher nach Swoboda wurde eingeplant, wo Denkmäler und ein Museum an die Panzerschlacht am Kursker Bogen erinnern. Es war wieder ein heißer, typisch russischer Sommertag. Nachmittags fand ein Konzert im Kloster statt, in dem ernstere und leichtere Musik gut gemischt waren. Es spielten Schüler und Studenten der Musikhochschule und die Dozentin Swjetlana Sacharyansk.

Zurück in Kursk war noch Gelegenheit zum Bummeln auf der breiten Leninstraße. Interessant war für die Gruppe der Vergleich der Preise im Warenhaus. Es gab hier fast alles zu kaufen; sowohl Lebensmittel wie auch Geräte, die es bei uns auch gibt. Allerdings sind die Preise fast so hoch wie in Deutschland, wenn man umrechnet. Dabei verdient ein Kursker nur etwa 1/10 vom deutschen Durchschnittsverdienst und viele sind arbeitslos.

Am Freitag, dem 13. Juli, wurde die Gruppe zu dem Naturschutzgebiet Strelitzensteppe gebracht. Im dazugehörigen Museum war besonders beeindruckend die große Schautafel mit der 1,20 m dicken Humusschicht dieser Gegend. Dann machten wir einen Fußmarsch in die Steppe, durch das seit Jahrhunderten unbebaute Wiesengebiet mit dem unglaublichen Reichtum an Pflanzenarten. Es war besonders heiß, sicherlich nahe an 40 Grad im Schatten. Nachts gab es übrigens oft schwere Regenfälle oder heftige Gewitter. Von dem Naturschutzgebiet wurde die Reisegruppe zu einem Betriebserholungsheim im Norden von Kursk gebracht, das an der Tuskar liegt. Im herrlichen Waldschatten hatte der Freundeskreis Kursk-Witten ein Picknick vorbereitet. Es wurde viel gesungen, Spiele wurden gemacht und es gab Gelegenheit, in dem Fluß Tuskar zu baden. Eine herrliche Erfrischung bei dem heißen Wetter!

Am Samstagvormittag wurde die Reisegruppe in der Bibliothek vom Club Globus empfangen. Es gab kurze Vorträge über Arbeit und Vereinsgeschichte durch die Vorsitzenden. Christa Thierig betonte, dass die Anfänge unserer Beziehung zu Kursk auf den Club Globus zurückgehen. Danach erfolgte eine ausgezeichnete Rezitation von Gedichten durch Studenten der Universität. In den nun folgenden wenigen Stunden Freizeit konnten Verbindungen zum Künstlerbund geknüpft werden. Die Wittener Künstler wollen in Kursk ausstellen und die Kursker in Witten. Am späten Nachmittag fand die Abschiedsveranstaltung im Pionier-Palast statt. Es gab ein festliches Buffet und die Kapella Kursk erfreute alle mit ihren Darbietungen.

Am Abend wurde die Reisegruppe mit Bus und Auto zum Bahnhof gebracht. Dort warteten schon viele Freunde und Bekannte, die sich verabschieden wollten. Vor dem Einstieg in den Zug gab es noch einmal ein großes Durcheinander mit Umarmungen, Küssen und guten Wiedersehenswünschen. Gegen 22:00 Uhr fuhren wir mit dem Nachtzug nach Moskau, von wo aus wir am nächsten Vormittag nach Düsseldorf flogen.

 

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